Stell dir vor, du bist ein kleines Mädchen, das gerade etwas Wunderbares erlebt hat und du läufst aufgeregt zu deiner Mutter, um ihr davon zu berichten. Doch anstatt Ermutigung und Zuspruch zu erfahren, hörst du nur: Darüber sprichst du am besten mit überhaupt gar niemandem, sonst geht es dir wie mir.

So erging es Claudia Löw in ihrer Kindheit. Ihre natürlichen spirituellen Gaben wurden nicht gefeiert, sondern vom ersten Augenblick an mit Angst und Scham belegt. „Ich konnte schon immer die energetischen Felder von allem auf dieser Welt wahrnehmen ”, erzählt sie. Sie sieht die bunten, blitzenden Auren der Menschen und wann sie sich verstellen. Doch diese Gabe wurde zur Belastung, ja sogar zur echten Gefahr, weil ihre Mutter, ebenfalls eine Seherin, deswegen mit harten Konsequenzen sanktioniert wurde.   

„Meine Mama war mehrmals in der Nervenheilenanstalt, so nannte man das damals noch. Und das war für mich immer ganz schlimm, weil ich auch gesehen habe, wie sie abgeholt wurde, wie sie geschrien und geweint hat.” Diese frühe Traumatisierung prägte Claudia und vor allen Dingen ihr Selbstbild: Sie war voller Angst, Unsicherheit und überzeugt von dem Glauben, sie sei nicht richtig, sondern irre.

Ich durfte mit Claudia Löw sprechen. Ihre persönliche Reise ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie aus tiefstem Schmerz eine unglaublich transformative Kraft entstehen kann. Gleichzeitig ist es eine Geschichte, die wahrscheinlich sehr viele von uns in abgewandelter Form kennen. Vielleicht nicht mit hellsichtigen Fähigkeiten, doch mit Teilen unseres Wesens, die wir verstecken oder unterdrücken mussten, um „sicher” zu sein, um dazuzugehören, geliebt zu werden oder um nicht aufzufallen.

Und falls du dich hier wiedererkennst, möchte ich dir heute Mut machen: Gib nicht auf und folge dem tiefen Wissen in dir, dass da mehr ist. Du darfst deiner Intuition, deinen Wahrnehmungen folgen. Deine Sensibilität ist ein Geschenk. Und wer weiß, vielleicht spricht der Schamanismus dich ebenso stark an wie Claudia Löw.

Der Schamanismus als Weg zurück zu deiner wahren Essenz

Der Schamanismus ist eine der ältesten Heilmethoden der Menschheit und basiert auf der Erkenntnis, dass alles mit allem verbunden ist. Er bringt uns wieder in Kontakt mit unserer Seele, unserem ureigenen ICH, und hilft uns nicht nur, unsere eigenen Wahrheiten zu finden, sondern selbstermächtigt unseren ganz individuellen Weg zu gehen.

Von ihrem authentischen Weg war Claudia – wie viele von uns – aufgrund ihrer frühen prägenden Erfahrungen gehörig abgekommen. Dieser innere Konflikt zwischen unserer wahren Natur und den Erwartungen, die an uns gestellt werden, erschafft eine tiefe Kluft. Eine Kluft, die zu körperlichen und seelischen Symptomen, ja oft sogar zu Krankheit führen kann.

Claudia erlebte dies am eigenen Leib und wurde durch diese starke innere Diskrepanz sehr krank. Sie litt unter anderem unter juveniler Polyarthritis, einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung, und als die Ärzte ihr mitteilten, dass ihre damals dreieinhalbjährige Tochter ebenfalls unter der gleichen Krankheit litt und nicht mehr lange leben würde, war Claudia an einem absoluten Tiefpunkt angelangt. Die konventionellen Wege der Medizin schienen ausgeschöpft.

Doch gerade dieser Moment der größten Verzweiflung wurde gleichzeitig zu einem entscheidenden Wendepunkt in ihrem Leben: „Ich habe während meines Psychologie-Studiums eine wunderbare Professorin kennengelernt, die bei Inuit Schaman geforscht und gelernt hat.“ Diese Professorin erkundigte sich nach ihren Herausforderungen, weil sie spürte, dass etwas nicht stimmte und als Claudia von ihren Erfahrungen berichtete, stempelte sie sie nicht als eine „gestörte” Person ab, sondern sagte in dem Moment die entscheidenden und lebensverändernden Worte: „Claudia, weißt du, in einer anderen Kultur wärst du eine heilige Frau.

„Und ich dachte nur: ‚Die spinnt doch.‘ Doch durch sie habe ich zum Schamanismus gefunden – und das war wie ein Heimkommen. Ich lernte Menschen kennen, die spirituelle Erfahrungen ganz anders bewerten als unsere Gesellschaft und mir wurde klar: Das hat überhaupt nichts mit psychischen Störungen zu tun. Endlich konnte ich so meine wissenschaftliche Seite mit der spirituellen verbinden. Ich hatte ja immer nach diesem inneren Gleichgewicht gesucht und im Schamanismus dann wirklich meine Ruhe, meine Liebe und meinen Frieden gefunden.

Krafttiere und Seelenanteile: Die heilende Kraft von rituellen Reisen

Es gibt viele schamanische Praktiken, doch eine der tiefgreifendsten Erfahrungen auf Claudias schamanischem Weg war ihre allererste Krafttierreise. Hier konfrontierte sie nicht nur ihre Vogelphobie, sondern entdeckte auch vergangene Traumata, die ihre Gegenwart beeinflussten. Gleichzeitig begann hier ein Heilungsprozess, der ihr den Zugang zu ihrer weiblichen Kraft eröffnete.

„Während meiner ersten Krafttierreise kam ein Raubvogel zu mir und ich dachte: ‚Nein, den kann ich gar nicht annehmen.‘ Und dann meinte meine Schamanin: ‚Weißt du was? Wir tauchen tiefer ein. Wir schauen uns das mal genauer an. Ich reise mit dir.‘ Und dann sind wir in ein Leben hineingekommen, in dem ich diese Gabe ausgelebt habe und dafür erhängt wurde.

Was nach esoterischer Fantasie klingen mag, hat einen tiefen psychologischen Kern. Die schamanische Tradition kennt das Konzept der Seelenrückholung – eine alte Heilmethode, die teilweise heute auch in der Traumatherapie Anwendung findet. Sie dient der energetischen Reinigung und als Weg aus Angst und Schmerz. Bei dieser Methode geht es darum, den Leidensdruck zu verringern und den Menschen wieder ans Leben anzubinden.

In der schamanischen Vorstellung können bei traumatischen Erlebnissen Teile unserer Seele abgespalten werden, um uns vor überwältigenden Gefühlen zu schützen. Wenn wir diese verlorenen Seelenanteile zurückholen, bringen sie auch positive Qualitäten wieder mit. Wir fühlen uns dann wieder komplett, haben mehr Lebensenergie und volle Lebenskraft.

Zurück zur weiblichen Urkraft

Bei Claudia führte die Begegnung mit ihrem Krafttier zu einer unerwarteten Transformation ihrer Weiblichkeit: „Ich habe früher ganz kurze Haare getragen und wollte eigentlich meine Kraft ausleben, doch ich hatte gar kein Gefühl für mich und meine weibliche Energie. Das hat sich mit diesem Krafttier verändert und quasi mit Rückführungen in andere Leben, wo mir Frauen in Frauenritualen gezeigt haben, was es heißt, in meiner Kraft zu sein.

Das war besonders bedeutsam für Claudia, schließlich hatte sie ihre Mutter – das erste weibliche Vorbild – als schwach erlebt: Sie wurde ja immer abgeführt, weggesperrt, ausgegrenzt.Nun kamen Frauen zu ihr, die ihre spirituelle Gabe sicher leben konnten: „Schau mal, wir sind sicher. Wir dürfen das. In unserer Kultur ist das heilig und die Männer vertrauen uns.

So konnte das Krafttier ihr die Kraft geben, ihrer eigenen Weiblichkeit zu vertrauen – etwas, was ihr durch die schmerzhafte Erfahrung mit ihrer Mutter lange Zeit verwehrt geblieben war.

Vom Kampf zur Kommunikation: Dein Körper als weisester Lehrer

Ein zentraler Aspekt schamanischer Heilarbeit ist die Erkenntnis, dass unser Körper nicht unser Feind, sondern unser weisester Lehrer ist. Anstatt nur die Symptome zu lindern, fragt die schamanische Sichtweise: „Was will mir mein Körper mitteilen? Welche Botschaft versteckt sich hinter meinem Schmerz?“

Claudia lernte so, direkt mit ihren Organen zu kommunizieren und entdeckte dabei einen völlig neuen Zugang zu ihren körperlichen Beschwerden. Bei ihrer Hashimoto-Erkrankung beispielsweise begab sie sich auf eine schamanische Reise zu ihrer Schilddrüse. Ihr Schamane ermutigte sie: „Vergiss alle Bücher, spür dich ein, verbinde dich mit deiner Schilddrüse und erkunde, was sie dir erzählen möchte.“

Was sie dabei entdeckte, war ein Schlüsselerlebnis: Sie sah sich als kleines Mädchen, das zur Strafe in eine dunkle Kammer gesperrt wurde. „Ich habe gerufen, geschrien und an die Tür geklopft, doch nichts hat geholfen. Und dann ist mir irgendwann die Stimme in die Hose gerutscht.“

In ihrer Vision sah sie einen Schmetterling, der sich auf ihre schmetterlingsförmige Schilddrüse setzte und ihr inneres Kind tröstete. „Es waren so viele stille Tränen und runtergeschluckte Schmerzen in meiner Schilddrüse und da habe ich verstanden, wofür die Schilddrüse bei mir steht.

Diese tiefe Erfahrung brachte ihr die fundamentale Erkenntnis, dass körperliche Symptome unterdrückte Emotionen und unausgesprochene Wahrheiten enthalten könne. Voller Neugier wendete Claudia diese Methode auch bei anderen Menschen an und stellte fest: „Wenn wir schließlich an unser Thema rangekommen sind, merken wir: Da sitzt etwas, was wir nie ausdrücken durften, was in uns eingekapselt ist. Und wenn wir das lösen, finden wir oft Zugang zu einer starken Kraft in uns, mit der andere Menschen einfach nicht umgehen konnten.“

Der Körper wird so vom Gegner zum Verbündeten – indem wir lernen, seine Sprache in all seiner Vielschichtigkeit und Tiefe zu verstehen.

Der Raum aller Möglichkeiten: Jenseits deiner selbst gesetzten Grenzen

Ein weiteres kraftvolles schamanisches Konzept, das Claudia auf ihrem Weg kennenlernte, ist der „Raum aller Möglichkeiten”: „In diesem Ritual habe ich etwas Wichtiges erkannt: Wenn wir diesen Raum betreten, öffnen wir uns für alle Möglichkeiten – sogar für das scheinbar Unmögliche. Denn oft sind es nur unsere eigenen Grenzen im Kopf, die bestimmen, was wir für möglich halten.

Dieser Raum repräsentiert einen Bewusstseinszustand jenseits unserer gewohnten Denkmuster und Überzeugungen. Moderne schamanische Praktiken integrieren diese uralten Techniken in einen Kontext, der für die heutige Zeit relevant ist und bieten einen ganzheitlichen Ansatz, der Körper, Geist und Seele in Einklang bringt und den Menschen ermächtigt, seine eigene Heilung aktiv zu gestalten.

Claudia beschreibt, wie die Öffnung für diesen Raum ihr half, auch in schwierigen Situationen Lösungen zu finden: Ich habe das oft in meinen Einzel-Sessions oder in meinen Seminaren und in meinen Ausbildungen gemerkt, wenn ich manchmal nicht weiterwusste. Ich habe mich dann einfach geöffnet und gesagt: ‚Bitte, bitte, bitte übernehmt die Führung. Sprecht durch mich.‘ Und dann sind Sachen gekommen, die für die Menschen unglaublich revolutionär waren.

Der Unterschied zu herkömmlichen Ansätzen: Während wir normalerweise versuchen, Probleme mit unserem Verstand zu lösen, öffnet der schamanische Ansatz den Zugang zu einer tieferen Weisheit – einer Intuition, die über das hinausgeht, was wir bewusst wissen oder für möglich halten.

Die sieben Huna-Prinzipien: Dein praktischer Werkzeugkasten für Selbstermächtigung

Die Grenzenlosigkeit findest du übrigens auch bei den hawaiianischen Huna-Prinzipien, mit denen Claudia intensiv arbeitet und die sie als „praktische Weisheitenbeschreibt. Diese sieben Gesetze – regelmäßig und bewusst angewandt – können dir helfen, von der Opferrolle in die Schöpferkraft zu finden:

1. IKE – Die Welt ist, was du denkst, das sie ist 

„Für mich persönlich ist Ike verbunden mit meinem Lieblingssatz: Es ist, wie es ist. (Akzeptanz) Damit entsteht kein Widerstand in mir. Und ich mache das Beste daraus. (Schöpferkraft)”

Praktische Anwendung: 

  • Erkenne, dass deine Gedanken deine Realität erschaffen. Du bist nicht das Opfer der Umstände, sondern Gestalterin deines Lebens.
  • Beginne jeden Morgen mit der Frage: „Welche Realität möchte ich heute erschaffen?”
  • Führe ein „Gedanken-Tagebuch” und notiere dir eine Woche lang deine ersten Gedanken am Morgen – so erkennst du deine mentalen Muster.

2. KALA – Es gibt keine Grenzen 

Deine Grenzen existieren nur in deinem Verstand. „Alles, was vorstellbar ist, ist machbar. Oft werden unsere Möglichkeiten jedoch von den Überzeugungen und Glaubensvorstellungen anderer beeinflusst.

Inspiration: Schreibe auf, was du für „unmöglich” in deinem Leben hältst. Frage dich dann: „Wessen Stimme höre ich da? Ist das wirklich meine Überzeugung?” Suche dir bewusst Geschichten von Menschen, die genau das erreicht haben, was du für unmöglich hältst. Erweitere täglich deine Komfortzone durch eine kleine „unmögliche” Handlung.

3. MAKIA – Energie folgt der Aufmerksamkeit 

Konzentriere dich auf das, was dich glücklich macht! Dieser Grundsatz ist besonders kraftvoll für Frauen, die aufgrund ihrer traumatischen Erfahrungen gelernt haben, ihren Fokus auf Probleme und Defizite zu richten.

Praktische Anwendung: 

  • Erstelle eine Liste mit allem, was dich glücklich macht – von der kleinsten Freude (wie eine leckere Tasse Tee) bis zum größten Traum (träume hier wirklich ganz groß).
  • Richte täglich bewusst deine Aufmerksamkeit auf die Herzenspunkte auf dieser Liste.
  • Und wenn du magst, setze dir einen Handy-Alarm, der dich dreimal täglich daran erinnert: „Worauf richte ich gerade deine Aufmerksamkeit?“

4. MANAWA – Jetzt ist der Augenblick der Macht 

„Alles was wir erschaffen, heilen oder mit Energie versorgen, wird aus dem Hier und Jetzt heraus kreiert. Für traumatisierte Menschen ist dies besonders heilsam, da Trauma uns oft in der Vergangenheit und unangenehmen Körperzuständen gefangen hält.

Praktische Anwendung: 

  • Reflektiere für dich: „Was möchte ich aus dem, was ich an Erfahrungen mitbringe, kreieren?”
  • Übe zudem die „5-4-3-2-1-Technik“: Benenne 5 Dinge, die du siehst, 4 die du hörst, 3 die du fühlst, 2 die du riechst, 1 das du schmeckst. Das bringt dich sofort ins Hier und Jetzt zurück.
  • Oder alternativ: Lege kurz deine Hand auf deine Brust und spüre ganz bewusst deinen Herzschlag.

5. ALOHA – Lieben bedeutet, glücklich sein mit allem, was ist 

„Aloha erinnert uns daran, dass Liebe der größte Heiler ist. Liebe ist die stärkste Macht im Universum. Alles, was mit Liebe gemacht wird, alles wo Liebe hinfließt, wird erfolgreich sein.

Praktische Anwendung: 

  • Beginne jeden Tag mit einer „Liebe-Dusche”: Sende bewusst Liebe an drei Menschen – einen, den du magst, einen neutralen und einen schwierigen Menschen in deinem Leben.
  • Praktiziere Selbstliebe, indem du dir täglich eine liebevolle Botschaft vor dem Spiegel sagst.
  • Frage dich bei Entscheidungen: „Was würde die Liebe tun?“

6. MANA – Alle Macht kommt von innen 

„Alles, was du brauchst, ist in dir. Dieses Prinzip erinnert dich daran, dass alle Kraft die wir im Leben brauchen, bereits in uns liegt und dass niemand ohne unsere Einwilligung über uns herrschen kann.

Praktische Anwendung: 

  • Führe ein „Kraft-Inventar”: Schreibe auf, welche Stärken und Ressourcen du bereits in dir trägst.
  • Erinnere dich täglich daran: „Ich bin vollständig und habe alles in mir, was ich brauche.”
  • Wenn du dich machtlos fühlst, frage dich: „Wo gebe ich gerade meine Macht ab und wie kann ich sie zurücknehmen?”

7. PONO – Wirksamkeit ist das Maß der Wahrheit 

„Das Leben darf leicht sein und Freude machen. Alles ist veränderbar, nichts muss so bleiben, wie es ist.

Praktische Anwendung: 

  • Alles was gut für dich ist, ist auch gut. Funktioniert etwas nicht, probiere etwas anderes aus. So leicht ist es.
  • Mache eine wöchentliche „Leichtigkeits-Bilanz”: Was hat mir diese Woche Freude gemacht? Was hat sich schwer angefühlt? Was kann ich beim schweren Zeug ändern oder loslassen?
  • Experimentiere bewusst: Wenn ein Weg nicht funktioniert, feiere das als wichtige Information und probiere einen neuen Ansatz.

Wenn du mehr über die Huna-Weisheiten erfahren möchtest, empfehle ich „Lebe deine Schöpferkraft“ von Claudia Löw oder „Aloha“ von Jeanne Ruland. Beide Bücher bieten weitere praktische Anleitungen, um diese kraftvollen Prinzipien Schritt für Schritt in deinen Alltag zu integrieren.

Die Bedeutung der Eigenverantwortung auf deinem Heilungsweg

In einer Welt voller Expertenmeinungen und äußerer Autoritäten erinnert uns der schamanische Weg daran, dass die tiefste Weisheit in uns selbst liegt. Doch was bedeutet es eigentlich, zu sich selbst zu finden? Es geht um mehr als nur Selbstreflexion – es ist eine radikale Rückkehr zu unserer ursprünglichen Kraft und Ganzheit. Es ist ein mutiges Ja zu unserer eigenen Wahrheit.

Dabei sind Selbsterkenntnis und Selbstermächtigung untrennbar miteinander verbunden, denn mit dem Wissen über uns selbst erwacht auch die Fähigkeit zur Selbstheilung. Dabei geht es nicht darum, perfekt zu werden oder immer alle Antworten zu haben. Vielmehr ist es ein Prozess des Erinnerns – des Wiedererinnerns an das, was wir in unserem tiefsten Kern bereits sind und immer waren.

Claudia betont die Bedeutung der Eigenverantwortung auf dem Heilungsweg: „Ärzte haben mir viel erzählt, Wissenschaftler haben mir viel erzählt, jeder hat mir viel erzählt. Doch das, was wirklich gezählt hat, ist das, was ich daraus gemacht und was ich mir herausgenommen habe.Damit spricht sie eine tiefe Wahrheit aus: Niemand kann uns heilen außer wir selbst. Andere können uns begleiten, unterstützen und inspirieren – doch die tatsächliche Veränderung liegt weitestgehend in unseren eigenen Händen.

Das bedeutet jedoch keineswegs, dass wir allein sind auf unserer Reise. Ganz im Gegenteil: Der schamanische Weg verbindet uns tiefer mit allem, was ist – mit der Natur, mit anderen Menschen, mit unseren Ahnen und mit unserer eigenen inneren Weisheit. Er lehrt uns, dass wahre Stärke nicht in der Isolation liegt, sondern in der bewussten Verbindung mit dem großen Ganzen. Wenn wir lernen, unserer inneren Stimme zu vertrauen, öffnen wir uns gleichzeitig für die Unterstützung des Universums und erkennen, dass wir Teil eines größeren, heiligen Gefüges sind.

Hab Mut zur Veränderung und gehe durch deine Angst

Eine der wichtigsten Lektionen, die Claudia auf ihrem persönlichen Weg gelernt hat, ist der Umgang mit Angst. In einer bemerkenswerten Aussage definiert sie Mut neu:

„Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben. Mut heißt, trotz der Angst weiterzugehen. Wenn wir uns trauen, durch die Angst hindurchzugehen, entsteht Vertrauen. Und Vertrauen ist nichts, was wir einfach so glauben, tun oder annehmen können. Es kommt dadurch, dass wir unsere eigenen Erfahrungen machen.

Diese Definition gibt uns die Erlaubnis, Angst zu spüren und sie dennoch nicht unser Leben bestimmen zu lassen. Claudia selbst beschreibt sich als „riesen Schisser“, der sich dennoch immer wieder traut, neue Wege zu gehen:

Ich habe Schiss ohne Ende gehabt, aber ich bin reingesprungen und habe geguckt, was passiert. Weil was kann schon Schlimmes passieren, dachte ich mir, den Tod, den erwischen wir alle am Ende. Aber ob ich dazwischen mutig gelebt habe, genau das macht den Unterschied für mich.

Die Welt braucht deine geheilte Kraft

Um besser mit Herausforderungen und auch unseren eigenen Schatten und Ängsten umzugehen, empfiehlt Claudia: Stärke deine Stärken.

Wir fokussieren uns viel zu oft auf das, was wir an uns nicht mögen – unseren Bauch, unsere Beine, das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Das macht uns klein und nimmt uns Energie. Deswegen: Stärke deine Stärken. Sobald du merkst, dass du wieder ins Negative rutschst, halte inne. Schau in deinen Körper hinein und frage dich: Was möchte ich stärken? Was ist heil an mir?

Der Zauber dabei ist: Das, was wir vorher als negativ betrachtet haben, verliert plötzlich seine Macht. Es fällt hinten runter und wird sogar besser. Ich war jahrelang im Kampf mit meinem Bauch, bis ich erkannte: Meine Stärke liegt in meinem Herzen, in meiner Fähigkeit zu vertrauen und mich zu öffnen. Als ich mich auf diese Verbindung zwischen Herz und Gebärmutter konzentrierte, durfte mein Bauch plötzlich einfach sein. Dort, wo ich meine Stärken stärke, kommt meine wahre Kraft her.

Die Welt braucht dich nicht als perfekte Version deiner selbst – sie braucht dich als die authentische, wilde, rohe, liebende und mutige Frau, die du bist. Sie braucht dich in deiner unverfälschten, strahlenden Essenz.

Integration & Heilung: Der lebenslange Tanz mit dir selbst

„Alles kommt zu seiner Zeit und ist es Zeit,
bin ich bereit für laut und leise,
schnell und still, für den Weg,
den meine Seele will.
Sandy Kühn

Claudias Geschichte zeigt uns etwas ganz Wichtiges: Traumaintegration und Heilung – ob auf dem schamanischen Wege oder durch andere Methoden – ist kein Ziel, das wir erreichen, sondern ein Weg, den wir gehen. Ein lebenslanger Tanz zwischen Licht und Schatten, zwischen Wunde und Kraft, zwischen Angst und Mut.

Vielleicht spürst du beim Lesen ein Kribbeln in deinem Herzen – eine leise Stimme, die hoffnungsvoll flüstert: „Da ist doch sicherlich auch mehr für mich möglich.” Vertraue diesem kostbaren Gefühl und erlaube dir, ihm behutsam zu folgen.

Dein Weg beginnt jetzt

Du musst nicht Schamanin werden oder hellsichtige Gaben entwickeln. Doch du darfst deine eigenen inneren Impulse ernst nehmen. Den Teil von dir ehren, der vielleicht viel zu lange versteckt war. Die Stimme in dir stärken, die bereits weiß, was für dich richtig ist.

Dein Weg kann mit dem kleinsten Schritt beginnen: einem bewussten Atemzug. Einer ehrlichen Frage an dich selbst. Einem mutigen „Nein” zu dem, was dir nicht guttut. Einem aufgeregten „Ja” zu dem, was dein Herz zum Hüpfen bringt.

Die Welt wartet darauf, dass du wahrhaftig wirst, denn sie braucht deine geheilte Kraft – nicht irgendwann, sondern jetzt. Nicht versteckt, sondern strahlend in deiner ganzen, unverfälschten Schönheit.

Darum …

Stärke deine Stärken. Vertraue deiner Intuition. Gehe durch deine Ängste hindurch.

Trau dich. Das Leben wartet auf dich.

Dieser Artikel basiert auf einem Interview mit Claudia Löw, Schamanin und Gesundheitspraktikerin für Seelenbalance. Seit über 36 Jahren geht sie den schamanischen Weg und verbindet heute psychologische Beratung mit schamanischen Praktiken. Sie begleitet Menschen dabei, ihre eigenen spirituellen Gaben nicht länger zu verstecken, sondern als Kraft für Heilung und Selbstermächtigung zu nutzen.